Der junge Aron Natanson
1922 heiratet er Fanny Neidmann in Bukarest.
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Aron Natanson und seine Frau, Fanny Neidmann (meine Großmutter) in Paris Ende der Zwanziger Jahre. |
Er verließ Rumänien im Jahre 1923 zusammen mit seinem Bruder Albert und ließ sich in Frankreich nieder. Das in Rumänien herrschende antisemitische Klima war ein entscheidender Grund für diese Entscheidung. Die Natansons waren schon mit Frankreich verbunden, da Arons Bruder Albert Natanson der Korrespondent von Hachette (französischer Großverlag; Anm. d. Ü.) in Rumänien war.
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Er wurde Buchhändler in Paris, in der rue Gay-Lussac 19, im "Quartier Latin". Er verkaufte seltene Bücher und Universitätsausgaben, oft auf Bestellung. Er war Spezialist für Bücher über Philosophie und besonders der vergleichenden Religionen, wie es J. Filliozat, Mitglied des Instituts und Professor am "Collège de France", bezeugt :
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Der Unterzeichnende
bezeugt, Herrn Aron NATANSON einige Jahre lang vor dem Krieg gut
gekannt zu haben. Herr Aron NATANSON hatte zu diesem Zeitpunkt eine gelehrte Buchhandlung in der rue Gay-Lussac in Paris. Da ich ein junger orientalist war, frequentierte ich diese Buchhandlung besonders aufgrund der Persönlichkeit von Herrn NATANSON, der selbst ein Gelehrter war, hatte er doch in Berlin eine Doktorarbeit über Philosophie verfaßt, und so waren sehr lehrreiche Gespräche mit ihm möglich. Regelmäßig kamen Professoren und Forscher nicht nur um der Bücher Willen in seine Buchhandlung, sondern auch wegen der Diskussionen, die sich darüber entwickelten. Seine religionsgeschichtlichen Kenntnisse waren sehr weit gefächert und waren mir persönlich sehr hilfreich, obwohl ich Indianist bin, während er jüdisch und philosophisch dachte. Ich erinnere mich außerdem noch daran, mit großem Interesse einem Gespräch zuzuhören, das er mit Herrn Paul VULLIAUD führte, einem Juden, dem Herr NATANSON beim Übersetzen und Veröffentlichen geholfen hatte. Diese Gespräche zogen ihren Wert nicht aus der Textinterpretation des Hebräischen, an der ich nicht teilnehmen konnte, sondern aus den Diskussionen über vergleichende Philosophie und Religionseschichte, die diese Interpretation hervorriefen. |
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Das Zeugnis von Herrn Paul
Hartmann
bestätigt
das Wesen der Buchhandlung.
In den Jahren
1934/35 wohnte ich in Paris im Haus der Maristenbrüder und ich
besuchte den Unterricht am "Institut Catholique", das sich in derselben
Straße befand. Mein Vater, Notar in "Le Havre", wo ich am 19.
Dezember 1913 geboren bin, gab mir 1000 Francs Taschengeld im Monat.
Dieses Geld gab ich hauptsächlich für Bücher
aus. Einer
der Buchhändler, bei dem ich hauptsächlich meine
Bücher
kaufte, war Aron Natanson. Sein Geschäft befand sich in der rue Gay-Lussac und war geräumig und zahlreich besucht. Zwei breite verglaste Fensternischen umrahmten die Eingangstür, die selbst auch verglast war. Das Innere war ein sehr großer Raum, daneben ein kleiner Abstellraum. Die Klientele setzte sich v.a. aus Professoren, Studenten und Buchliebhabern zusammen. Die Kunden hinterließen normalerweise eine Liste mit den neuen oder auch gebrauchten Büchern, die sie sich aneignen wollten. Der Buchhändler ließ die bestellten Bücher durch spezialisierte Laufburschen kommen, die die Bücher noch am gleichen Tag brachten. Er gewährte einen wichtigen Preisnachlaß von 10 bis 30%, was seinen großen und verdienten Erfolg erklärt. Er war einer der besten Buchhändler des "Quartier Latin". Herr Natanson war mittelgroß, sehr freundlich und immer gut gelaunt. Ich mochte die Unterhaltungen mit ihm. Paul
Hartmann
Erinnerungen an Aron und Mireille Natanson unveröffentlichtes Manuskript, 1982 |
Obgleich Aron Natanson sehr belesen im Bereich der Religion war und Hebräisch konnte, praktizierte er ennoch nicht die jüdische Religion. Er war kein Atheist, sondern eher eine Art Synkretiker. Er hatte also im Jahre 1935 nichts gegen den Beitritt seines Sohnes Jacques zu den katholischen Pfadfindern einzuwenden. Die Familie wohnt in der rue des Feuillantines (2), zweiSchritte von der Buchhandlung (1) entfernt und Aron schickt seinen Sohn auf das "Lycée Montaigne" (3). |
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Fanny Neidmann, seine Frau, wird krank und muß Frankreich verlassen. Sie kehrt nach Rumänien zu ihrer Familie zurück. Dort stirbt sie 1939 an Tuberkulose.
Im Juni 1940 fordert Aron Natanson seinen Sohn Jacques, meinen Vater, auf, Paris zu verlassen und in Brive und schließlich in Toulouse Zuflucht zu suchen. Miryam kam zurück nach Paris. Sie versteckte sich während der Schuljahres in katholischen Internaten in der Provinz.
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![]() Aron Natanson in seiner Buchhandlung vor dem Krieg |
Im Januar oder Februar 1942 wird Aron ein erstes Mal festgenommen, von der Staatsanwaltschaft belangt, doch wieder freigelassen. Die französische Polizei, die diese Festnahme durchführt, wirft ihm einen „Verstoß gegen das Gesetz vom 2. Juni 1941“ vor, d.h. die neue Version der Stellung der Juden. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um den Artikel 4, der den kommerziellen Betrieb der Juden reglementierte: „Art. 4 - Juden können einen freien, kommerziellen, industriellen oder handwerklichen [...] Beruf nur innerhalb der Grenzen und zu den Bedingungen ausüben, die durch Verordnungen der Staatsanwaltschaft festgeschrieben werden.“ Aron setzt seine Tätigkeit als Buchhändler wahrscheinlich illegal fort.
Hier das Dokument, das die Festnahme anspricht. Es stammt aus den Archiven der „Préfecture de Police de Paris“:
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Übersetzung: „Im
Laufe der vergangenen
Woche wurde kein Prozess gegen Juden, die sich nicht dem Gesetz vom 2.
Juni 1941 untergeordnet haben, an die Direktion der
Polizeikommissariate weitergeleitet. Allerdings haben im selben Zeitraum die Dienste der Direktion die im Folgenden Genannten der Staatsanwaltschaft aufgrund von Verstößen gegen das Gesetz vom 2. Juni 1942 übergeben: - RUBIN Chawn, geb. am 30. Dezember 1907 in Kichineff, rumänischer Jude, wohnhaft Boulevard de Ménilmontant 60 - NATANSON Aron, geb. am 1. Februar 1886 in Ploesti, rumänischer Jude, wohnhaft Rue des Feuillantines 9 - TUSZYNSKI Herman, geb. am 4. Mai 1903 in Lodz, polnischer Jude, wohnhaft Rue Myfhs 87 - GERSCHGORINE Jankel, geb. am 28 Juli 1864 in Kamenon, geflüchteter russicher Jude, wohnhaft Ruhe Saint-Louis-en-l’Isle 31 - Der genannte TUSZYNSKI Herman wurde an das Depôt weitergeleitet. - Die drei anderen wurden vorläufig wieder freigelassen.“ |
Aron wurde also wegen Verstoßes gegen die Stellung der Juden belangt. Diese Warnung brachte ihn allerdings nicht dazu, zu versuchen, Paris zu verlassen. Die Festnahme und Deportation ließen nicht lange auf sich warten.
Aron Natanson wurde am 23. September 1942 von der französischen Polizei festgenommen, zugleich mit 1594 rumänischen Juden aus der Pariser Umgebung. Die rumänischen Juden waren der Massenverhaftung des "Vél’d’hiv‘" (16. -17. Juli 1942) entkommen, weil sie Staatsangehörige eines mit Nazi-Deutschland verbündeten Landes waren. Am 24. September 1942 aber erklärte sich Rumänien als am Los der ausgewanderten rumänischen Juden absolut desinteressiert und entzog ihnen die rumänische Staatsangehörigkeit. Als Staatenlose konnten sie unproblematisch deportiert werden. [C’est la 3ème section des Renseignements Généraux qui effectua cette arrestation (Source: Archives de la Préfecture de Police)]
Aron Natanson wurde zum gleichen Zeitpunkt wie seine Tochter Miryam, 13 Jahre, verhaftet.
Der Ort der Festnahme, Rue des Feullantines 9, fotografiert in 2001
Ich habe die Zeugenaussage eines Überlebenden dieser Deportation der rumänischen Juden, Herrn Herman Idelovici, der am folgenden Tag verhaftet wurde, wiedergefunden. Seine Aussage kann uns helfen, zu verstehen, wie die französische Polizei während dieser Plünderungen vorging:
Die Zeugenaussage von Herrn Paul Hartmann bestätigt, dass es die französische Polizei war, die diese Verhaftung durchführte.
Zeugen berichten von einem "Drunter und Drüber" in der Wohnung (rue des Feuillantines 9) nach der Verhaftung. Die Polizeibeamten hatten sogar mehrmals in die Spiegel gefeuert, als wenn sie ihr eigenes Bild bei der Verhaftung eines friedlichen Buchhändlers und eines jungen Mädchens nicht hätten ertragen können.
Wenn die Polizei denselben Anweisungen wie für unseren Zeugen folgte, wurden Aron und seine Tochter wahrscheinlich in das Polizeirevier ihres Viertels gebracht:
Aron und seine Tochter blieben zwei Tage im Lager von Drancy, von wo aus sie am 25. September 1942 mit dem Transport Nr. 37 deportiert wurden. In diesem Transport waren zum größten Teil rumänische Juden (779 von 1004 Abtransportierten).
Vom Polizeirevier aus wurden die verhafteten Familien von Bussen der RATP [Pariser Verkehrsbetriebe; Anm. d. Ü.] nach Drancy gebracht:
Aron wurde also am Eingang des Lagers durchsucht und seines Geldes und jedweden Gegenstandes von Wert entledigt.
Unser Zeuge, einer der wenigen Überlebenden dieses Transports, hat das Sammeln und die Abfahrt des Zuges beschrieben. Er erzählt es mit den Augen eines Jugendlichen von 15 Jahren:
Der Transport benötigte zwei Tage bis Auschwitz.
Am 27. September wurden in Kosel, kurz vor Auschwitz, 175 Männer zur Arbeit selektiert. Bei der Ankunft in Birkenau bekamen noch 40 Männer die Nummern 66030 bis 66069. Ich habe lange geglaubt, dass es aufgrund seines Alters (56 Jahre) wenig wahrscheinlich sei, dass Aron Natanson als Arbeiter selektiert wurde und dass er, zusammen mit seiner Tochter Myriam, zu den 873 Personen gehörte, die gleich bei der Ankunft in die Gaskammer geführt wurden.
Aber im November 1999 führte mich eine Nachricht eines deutschen Historikers, Erwin Denzler, der selbst eine Untersuchung über einen anderen Deportierten desselben Transports durchgeführt hatte und die englische Version dieser Seiten gelesen hatte, auf die Spur neuer Dokumente, die in den Archiven des Museums in Auschwitz aufbewahrt wurden.
In Wirklichkeit wurde Aron Natanson als Arbeiter selektiert und ins Lager Auschwitz I gebracht, wo er 15 Tage später starb.
Dank der schon genannten Zeugenaussage konnte ich seinen Weg Anfang 2001 vervollständigen:
Die 175 in Kosel selektierten Männer wurden in das kleine Selektionslager Ottmuth gebracht, von wo aus einige unter ihnen in dem Fabriklager Blechhammer benutzt wurden. Alle diese Lager waren abhängig von Auschwitz.
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Karte von Südpolen. Sie zeigt den Bahnhof von Kosel und die zwei Nebenlager Ottmuth und Blechhammer.Eigentlich ist es sehr wahrscheinlich, dass Aron in Kosel nicht aus dem Zug stieg: er war 56 Jahre alt und war demnach älter als die von der SS geforderten Männer. Er verstand perfekt Deutsch und muß diesem Befehl, aus dem Zug zu steigen, wohl nicht gefolgt sein. Dies erlaubte ihm auch, bei seiner Tochter zu bleiben.
Wenn er wirklich unter diesen Bedingungen nach Auschwitz gekommen ist, wurde er bei der Ankunft im Konzentrationslager Birkenau selektiert:
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A: Haupteingang
(hier wurden die
einfahrenden Züge durchgeleitet) B: Die Rampe, an der die Menschentransporte ausgeladen wurden und der die „Selektion“ direkt nach dem Aussteigen folgte Rot: Wohnbaracken (Männer) Braun: Wohnbaracken (Frauen) Rosa: Lager im Bau |
Hellgrün: Lager mit den
von den
getöteten Häftlingen entwendeten Objekten Dunkelgrün: Gaskammern (mit integriertem Krematorium) Mittelgrün: Häftlingsspital Grau: Gemeinschaftsgräben der sowjetischen Gefangenen Blau: Kommando- und Wohnbaracken der SS |
Ich stelle den Weg nach den Zeugenaussagen einiger Deportierter wieder her: Maurice Cling, Marc Klein...
Nach dem Aussteigen aus den Waggons wurden Männer und Frauen getrennt und bildeten zwei parallele Reihen: Männer links, Frauen rechts (B). Vielleicht kann Aron einen letzten Blick auf seine Tochter werfen. Es ist nicht sicher. Die SS-Männer drängen die Deportierten („Los! Los!“), die zwei Tage Zugreise hinter sich haben, ohne dass die Türen ein einziges Mal geöffnet worden wären.
Sie gehen an den SS-Offizieren vorbei: Die Arbeitsfähigen kommen nach links, die anderen und die Kinder nach rechts...
Die selektierten arbeitsfähigen Männer waren wegen des Zwischenhalts in Kosel nicht sehr zahlreich. Es gab nur knapp 40 Selektierte.
Die so zusammengesetzte kleine Kolonne setzt sich den Bahnsteig entlang in Richtung Lagereingang (A) in Bewegung und durchquert das Tor (A), verlässt das Lager und geht in Richtung Auschwitz I, dem Stammlager, das sich 3km südöstlich befindet.
Sie geht an dem doppelten Stacheldrahtzaun, der unter Strom steht und das Lager umschließt, entlang und betreten das Lager.
Die Deportierten werden von einem Offizier mit der Hilfe eines aus den Reihen der Häftlinge genommenen Dolmetschers in eine Reihe gestellt und von ihm angewiesen: „Ihr seid hier nicht in einem Sanatorium, Kranke heraustreten“.
Es sind also nur die, die bleiben, die tätowiert werden. Danach: Durchsuchung und Ausziehen neben einem LKW, wo die Kleidung abgelegt werden muß – „schön gefaltet“, so der Befehl. Die Deportieren behalten nur ihre Gürtel und Schuhe. Es folgt der Gang zur Rasur der Kopf- und Körperhaare. Dann die Dusche und die Austeilung der gestreiften Anzüge, zusammen mit einer Mütze aus dem gleichen Stoff. Die schönsten Schuhe werden bald durch Holzschuhe ausgetauscht.
Gleich in der ersten Nacht werden die Deportierten von den lauten Befehlen auf Deutsch des Kapos und seinen „Stubendiensten“ (in der Praxis Assistenten des Kapos), die Gummiknüppel benutzen, aus dem Schlaf gerissen: „Los! Los! Schnell!“. Die schlaftrunkenen Männer kriechen aus ihren Schlafstellen, zwängen sich durch die engen Gänge der Baracke nach draußen und werden – von den Schreien und Schlägen aufgewühlt – eine Treppe runter zu einem Waschraum geführt. Niemand kann sich den Schlägen auf den Rücken durch den Kapo und seine Helfer entziehen.
Am Morgen treten die Deportierten auf den Hof zwischen den Baracken. Auf jeder Baracke steht über dem Eingang: „Quarantäne. Eintritt verboten.“ In der Mitte des Hofes ist ein quadratisches Loch gegraben, umrahmt von einem Holzsitz: der Abort. Danach kommt eine lange Wartezeit. Zusammen mit dem Hunger, der anfängt, sich bemerkbar zu machen. Der Hof dient auch zur „Dressur“ der Häftlinge: wie die SS beim „Achtung!“ mit Abnehmen der Mütze zu begrüßen ist. Wenn ein Offizier sie anspricht müssen sie auf Deutsch antworten, zusammen mit dem Dienstgrad des SS-Mannes. Das ist ein Problem für viele Franzosen. Aber nicht für Aron, der Deutsch spricht. Aber was für ein Unterschied zu dem Deutsch seines Philosophiestudiums in Berlin... Es ist verboten, einem SS-Mann in die Augen zu sehen: der Blick muß gesenkt sein, zum Boden einen Meter rechts: „Augen rechts!“. Man muß seine Häftlingsnummer auf deutsch und polnisch sagen können.
Gleich an diesem ersten Tag fangen die Diebstähle unter den Häftlingen an. Die Alten bestehlen die Neuen. Manche lassen sich ihre Schuhe klauen, andere ihre Mützen. Man kann sich vorstellen, dass Aron in diesem Spiel nicht sehr stark war, obwohl er noch vital war.
Diese Depersonalisierung hat Aron zweifellos aus tiefstem Innern abgelehnt. Der Autor des angeführten Textes war damals ein Junge von 15 Jahren, der sich „angepasst“ und überlebt hat. Aron konnte das nicht. Er hat also die Ankunft im Lager über sich ergehen lassen: entkleidet, rasiert, geduscht, tätowiert, wieder mit der gestreiften Kleidung bekleidet; er hatte die Zeit, die Brutalität der Blocks kennenzulernen: Kapos, Schläge, Abrichtung..., er hatte auch die Zeit, sich darüber klar zu werden, was aus seiner Tochter geworden war und er hatte die Zeit, daran zu sterben.
Seit dem Sommer 1942 hatte sich der Typhus im Lager ausgebreitet. Der geschwächte Aron erkrankt und wird wahrscheinlich ins sog. Revier (die Krankenstation des Lagers) geschickt. Der SS-Arzt Johann-Paul Kremer stellt am 11. Oktober um 10:05 Uhr den Tod fest. Ende Dezember 1999 erhielt ich von dem Archiv in Auschwitz eine Kopie der offiziellen Sterbeurkunde:
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Man muß hier einige Worte zu dem SS-Arzt Kremer sagen. Er kam am 30. August 1942 ins Lager nach Auschwitz und blieb fast drei Monate. Als er ankam, forderte der Typhus Opfer in großem Maße. Man kann annehmen, dass dies die wirkliche Todesursache bei Aron ist.
Der SS-Arzt schrieb seit 1940 ein privates Tagebuch. Er macht Anmerkungen zu seinen Tätigkeiten, beschreibt oft seine Mahlzeiten. So schreibt er am 11. Oktober, nachdem er den Tod Arons festgestellt und gut gegessen hat:
Aber vor allem ist Johann-Paul Kremer einer der SS-Männer, der in seinem Tagebuch die Selektionen und Vernichtungen in den Gaskammern bezeugt. Es ist ein direkter Zeuge, authentisch. Hier der wichtigste Abschnitt, in dem Kremer die „Sonderaktionen“ nach der kodierten Sprache der Lager beschreibt:
„11. Oktober 1942: Heute, Samstag, gab es zu Mittag Hasenbraten (eine wirklich große Keule) mit Klößen und Rotkraut für 1.25 RM.“
« 2. Schutzimpfung gegen Typhus; danach abends starke allegemeinreaktion (Fieber). Trotzdem in der Nacht noch bei einer Sonderaktion aus Holland (I 600 Personen) zugegen. Schauerliche Szene vor dem letzten Bunker Hössler ! Das war die 10. Sonderaktion »
Die Todesursache wird in dieser Akte genannt.
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Ich glaube, dass man hier ein Leiden des Typhus sehen muß.
Hier der vollständige Text der Sterbeurkunde:
Nr 35733/1942 Auschwitz, den 21. Oktober 1942Der Kaufmann Aron Natansonmosaisch wohnhaft Paris V, Rue des Feuillantines 9
ist am 11. Oktober 1942 um 10 Uhr 05 Minuten
in Auschwitz, Kazernstrasse verstorben.
Der Verstorbene war geboren am 1. Februar 1886
in Ploiesti, Rumanien
(Standesamt--------------Nr------------------)
Vater: Osias Natanson, wonhhaft in Ploiesti
Mutter: Anna Natanson geborene Rapaport, zuletzt wohnhaft in Ploiesti
Der Verstorbene warnichtVerheiratet mit Fanny Natanson geborene Neidmann
Eingetragen aufmündlicheschriftliche Anzeige des Arztes Doktor der Medizin Kremer in Auschwitz vom 11. Oktober 1942
D Anzeigende
Todesursache: Sepsis bei Phlegmone
Die Übereinstimmung mit dem
Erstbuch wird beblaubigt.
Auschwitz, den 21. 10. 1942Der Standesbeamte
In Vertretung
[illisible]Der Standesbeamte
In Vertratung
Quakernack
Aron Natanson starb am 11. Oktober 1942, gegen 10 Uhr morgens, im Lager Auschwitz I.
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Miryam Natanson |
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